Afrorock mit klarer Ansage

Frank von Niederhäusern10-29-20252 min. Lesedauer

Ihre Bandgeschichte ist legendär. Nun touren W.I.T.C.H. aus Sambia mit einem neuen Album durch Europa und legen zwei Konzertstopps in der Schweiz ein.

Afropop und Afrojazz ist allbekannt und beliebt bei jenen, die sich auch für aussereuropäische Musik interessieren. Aber Afrorock? Tatsächlich gab es in den 70er-Jahren mancherlei Ansätze, die simple Wucht des damals sich ausbreitenden Rock’n’Roll mit den ungleich komplexeren Rhythmen und melodiöseren Harmonien Afrikas zu vereinen. Zu den Pionieren dieser Bewegungen gehörten W.I.T.C.H. aus Sambia (engl.: Zambia), die mit ihrem ausgeschriebenen Namen – We Intend to Cause Havoc, deutsch: Wir wollen Chaos stiften – eine klare Intention benannten. Denn sie wollten ihren Frust kundtun, dass ihre Heimat Sambia, die seit der Unabhängigkeit 1964 zum afrikanischen Vorzeigestaat gewachsen war, in den 70ern bereits wieder in wirtschaftliche und politische Instabilität abrutschte. W.I.T.C.H. entwickelten dafür eine Musik, die sie von lauten und harten Bands wie Black Sabbath oder den jungen Rolling Stones adaptierten.

Den Afropop entscheidend mitgeprägt

Zamrock, wie diese Fusion bald genannt wurde, feierte Riesenerfolge, und die Band W.I.T.C.H. um den Sänger Emanyeo «Jagari» Chanda, dessen Nickname eine Reverenz an Mick Jagger ist, wurde in den 70ern und 80ern kultisch verehrt. Dieser Erfolg aber schadete der Band. Leader Jagari stieg bald aus, worauf die Band zur Discokapelle verkam und sich schliesslich auflöste. Alle Bandmitglieder ausser Jagari starben später an Aids oder sonstigen Leiden. Jagari wurde Musikprofessor.Seit 2006 sind die damaligen Sounds in verschiedenen Editionen wieder greifbar, und wer sie heute anhört, staunt über die Kreativität dieser Band, die den Boden mitgelegt zu haben scheint für den global erfolgreichen Afropop. 2011 hat Jagari seine Band zu reaktivieren begonnen, heute begleiten ihn nebst Musikern aus Sambia solche aus den Niederlanden und Deutschland sowie der Genfer Gitarrist Stefan Lilov.Im Juni ist das neue Album «Sogolo» erschienen, das mit Nachdruck den damaligen Zamrock zelebriert, diesen aber mit aktuellen Klängen unterlegt, den bis heute exotisch wirkenden Fusionsound der 70er also mit dem hymnisch-bunten Afropop-Gesang der Gegenwart aufmischt. Farbenfroh sind auch die Liveauftritte der Band, die nun durch Europa tourt.Frank von Niederhäusern, kulturtipp
Der Beitrag erschien in der aktuellen Ausgabe des Kulturtipp. Mehr Infos und Abos auf gibt es kulturtipp.ch

W.I.T.C.H. im Moods

    • W.I.T.C.H. (We Intend To Cause Havoc)

      Global SoundsAfrica

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