CD-Tipp: Musik als vibrierende Menschlichkeit

Frank von Niederhäusern10-15-2023

Er kann nicht sein ohne Musik. Deshalb stellte sich Roy Nathanson, als selbst das nimmermüde New York in den Corona-Schlaf fiel, auf den Balkon seiner Brooklyner Wohnung und spielte für seine Nachbarn: 82 Abende lang. Die tröstlich-animierende Wirkung dieser Konzerte, mit denen er das Gute in den Menschen ansprechen wollte, packt der 72-jährige Saxofonist nun auch auf sein neues Album. Es sind nicht 82, aber immerhin zehn Songs, die das weite Spektrum dieses Musikers abstecken, der einst mit John Lurie bei den Lounge Lizards spielte, später mit Ikonen wie Debbie Harry und Elvis Costello, dabei aber stets von Jazz gestrieben war. Nathanson verarbeitet in seiner erdig-verqueren Spielweise Traditionals wie «Go Down Moses», wagt sich an Monks «Green Chimneys» ran oder an die Pophymne «Bridge Over Troubled Waters», verlinkt mit eigenen Kompositionen. Ein klangvolles Statement von vibrierender Menschlichkeit.

Hörtipp Jazz im kulturtippFrank von Niederhäusern, kulturtipp 22/23Roy Nathanson
82 Days
(Yellowbird/Enja 2023)
Hör dir die erste Single des neuen Albums auf Spotify an:

kulturtipp: Sirrende Live-Energie

Sie ist unvergessen in ihrer direkten Art des Musizierens, Singens und Seins. Nina Simone wäre im April 90 geworden. Als etwas verspätetes Geschenk präsentiert das Label Verve am 21.7. eine eben erst im Archiv entdeckte Aufnahme.

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