Ein Abend zwischen experimenteller Elektronik, geologischer Materialpoesie und improvisierter Energie: Im Moods Zürich treffen zwei eigenständige Klangsprachen aufeinander - erst solo, dann im gemeinsamen Finale.

Schneider TM ist ein multidimensionales Musikprojekt von Dirk Dresselhaus, das ausgiebig zwischen abenteuerlicher elektronischer Popmusik und experimenteller, teils improvisierter Freiformmusik oszilliert und diese sowie andere gegensätzliche Elemente gelegentlich zusammenführt.

Seit Mitte der Neunziger erkundet er bei praktisch jeder Neuerscheinung musikalisches Neuland, solo oder in diversen kurz- und langfristigen Kollaborationen und Projekten. In den letzten Jahren hat Dirk Schneider TM in Richtung unmittelbar komponierter Freiformmusik bewegt, wobei er verschiedenes Equipment wie manipulierte Gitarren- und Klangobjekte sowie Field Recordings verwendet, wie auf Alben wie «Construction Sounds», «Guitar Sounds» oder «Con-Struct», einer posthumen Kollaboration mit Conrad Schnitzler, die auf Bureau B veröffentlicht wurden.

Schneider TMs aktuelles Album «Ereignishorizont» klingt und fühlt sich an wie ein Soundtrack für einen noch zu realisierenden Sci-Fi-Film und entblösst die Essenz von Dresselhaus’ künstlerischen Vorgehensweisen, die hier mit einem eher reduzierten Set-up von Gitarren & Effekten und einem Bewusstsein für erweiterte musikalische Techniken, die Physikalität von Klang und Improvisations-Geist geschaffen wurde.

Simon Berz ist ein transdisziplinärer Künstler, der die Grenzen zwischen improvisierter Musik, Klangkunst und Performance fliessend verschmelzen lässt. Ein Paradebeispiel dafür ist seine TECTONIC-Performance.

Darauf gekommen ist Berz während einer Künstlerresidenz in Island. Dort erforschte der Schweizer Künstler die Klanglandschaften der Insel und entdeckte die besonderen akustischen Eigenschaften vulkanischer Basaltsteine. Die archaische Kraft der Steine verbindet Berz mit zeitgenössischer elektronischer Klangverarbeitung.

Diese Arbeit hat einen besonderen Reiz, wie Berz selbst sagt: «Meine Hände entlocken dem Basalt Geschichten, die älter sind als Worte. In jedem Klang liegt ein Universum, in jeder Vibration eine Verbindung zwischen uns und dem Rhythmus der Erde.» Es sei nicht nur Musik, sondern eine Einladung, mit dem ganzen Körper zu fühlen, wie wir alle Teil eines grossen tektonischen Tanzes sind.

Im abschliessenden Duo verschränken sich präparierte Steine, Percussion und Feedback‑Gitarren zu einer offenen, pulsierenden Klangarchitektur. Rhythmische Eruptionen, mikrotonale Reibungen und fragile Resonanzen treffen sich im freien Dialog. Ein einmaliger Moment zwischen Kontrolle und Kollision.

Nach vielen Jahren haben sich Schneider TM und Simon Berz im Rahmen der LP‑Produktion TECTONIC über Karlrecords (Berlin) ihre tiefe Gemeinsamkeiten der elektroakustischen Improvisation erkannt und dabei ihre Wurzeln im Berlin der frühen 2000er wiederentdeckt. Beide traten damals beim Club Transmediale Festival auf, Simon Berz dazumals mit Apparat. Die Freude ist gross, diese geteilte Geschichte nun in zwei Solo‑Sets im Moods fortzuschreiben, das Video von Andi Hofmann zur kommenden TECTONIC‑LP bei Karlrecords zu taufen und zum ersten Mal Steine und kosmische Gitarren in einer gemeinsamen Zugabe aufeinandertreffen zu lassen.