Musik für die Familie: Konzerte zum Hüpfen und Quaken

Frank von Niederhäusern12-10-20252 min. Lesedauer

Immer mehr Klubs bieten gezielt Konzerte für Familien, Kinder und sogar Babys an. Der Aufwand lohnt sich, wie die Erfahrungen zeigen.

Als die Cumbia-Band Los Wembler’s de Iquitos im Zürcher Moods gastierte, sassen auch Kinder im Publikum. Möglich war dies, weil die sechs musikalischen Brüder aus Peru vor ihrem Abendkonzert schon am Nachmittag aufspielten. Seit diesem Jahr lädt der Zürcher Musikklub einmal monatlich zum Familienkonzert. «Schon früher fanden Kinderkonzerte statt», sagt Adrian Hofer vom Moods. «Aufgrund der grossen Nachfrage haben wir die Frequenz nun erhöht.»Auch in Basel hat das Kulturhaus Kaserne seit der Saison 23/24 Familienkonzerte im Programm. «Wir wollen möglichst vielen Menschen Kulturerlebnisse bieten», sagt Tobias Breier. «Deshalb buchen wir gezielt Bands, die auch für Kinder und Familien spielen wollen.» Ebenfalls in Basel lädt seit zehn Jahren die Basel Sinfonietta zu ihrer Reihe «Klangfüchse», in der klassische und zeitgenössische Musik für kleine Kinder gespielt wird. «Wir waren erstaunt über das grosse Interesse», sagt Anita Kuster, Sinfonietta-Posaunistin und für die «Klangfüchse»-Reihe verantwortlich.Gerade klassische Orchester bieten immer öfter Konzerte für die Kleinsten an. Das Theater Orchester Biel Solothurn lädt zu Bébékonzerten, in der St.Galler Tonhalle gibts Krabbelkonzerte. Ein ganzes Package an Konzerten und Workshops bietet das Orchester Argovia Philharmonic an, das 2015 für dessen Programmierung eigens eine 50-Prozent-Stelle geschaffen hat. Musikvermittlerin Janina Kriszun sagt: «Wir wollen Sinfonie- und Kammerkonzerte den Bedürfnissen der Jüngsten anpassen, was Länge, Konzentrationsspanne oder Einbindung betrifft.»

Aus einem «F*ck» wird kurzerhand ein «Duck»

Auch Adrian Hofer vom Moods betont, dass ihre Familienkonzerte kürzer seien, weniger laut – und in hellerem Ambiente stattfinden. Werde dies beachtet, komme es zu eindrücklichen Erlebnissen. «Ich erinnere mich an eine kongolesische Band, die von ihrem bisher schönsten Konzert sprach, denn sie hatte 200 begeisterte Kinder zum Tanzen und Hüpfen gebracht.»«Natürlich gibt es auch Bands, die skeptisch sind», sagt Coco Müller vom Jazzclub Bee-flat in Bern, wo monatlich Familienkonzerte stattfinden: «Viele sehen es aber als Bereicherung und passen sich an.» Dazu weiss Moods-Booker Adrian Hofer ein Müsterchen zu erzählen: «Eine unsere Bands hat eigens eine Textpassage angepasst und aus einem ‹F*ck› kurzerhand ein ‹Duck› gemacht – worauf der ganze Club zu quaken begann.»Kinder- und Familienkonzerte bescheren in den meisten Fällen volle Clubs und Konzerthallen. Das Berner Bee-flat veranstaltet Konzerte auch in Schulen und erreicht damit gegen 2000 Jugendliche jährlich. Argovia Philharmonic spielt demnächst Modest Mussorgskis Zyklus «Bilder einer Ausstellung » an mehreren Orten. Dazu inspirieren liess sich Argovia-Vermittlerin Janina Kriszun von einem Schulworkshop: «Ich merkte, dass sich diese Klangbilder besonders für eine Zielgruppe ab fünf Jahren eignen. Mit solcher Musik die Fantasie der Kinder anzuregen, gefällt mir.»

Das Moods setzt auf klingenden Glitzer

Im Gegensatz zu Kindertheatern, die in der Adventszeit einen Boom erleben, sind Konzerte für Familien nicht saisonal gebunden, wie alle Veranstalter betonen. Das Moods setzt trotzdem auf klingenden Glitzer: Als Dezember-Familienkonzert präsentiert der Club die Swingin’ Christmas des Schaffhauser Jazzpianisten Raphael Jost.Frank von Niederhäusern, kulturtipp
Der Beitrag erschien in der Ausgabe 24/2025 des Kulturtipp. Mehr Infos und Abos gibt es auf kulturtipp.ch

Familienkonzerte im Moods

  • Familienkonzert

    • Raphael Jost's Swingin' Christmas für Familien

      JazzSwing
  • Familienkonzert

    Adalu & Moods present

    • Terreirinho Adalu

      Global SoundsBrazil
  • Familienkonzert

    Habib Koité, Lamine Cissokho, Aly Keïta, Mama Koné

    • Mandé Sila für Familien

      Global SoundsAfrica