Auferstehung in alter Frische

Frank von Niederhäusern12-19-20252 min. Lesedauer

Seit einem Jahr ziehen Galliano wieder durch die Clubs. Nun beendet die Londoner Acid-Jazz-Band ihre Europatournee mit einem Konzert in Zürich.

Er hatte schon immer einen passenden Spruch auf den Lippen. So sagte Rob Gallagher kürzlich bei einem Konzert, es sei an der Zeit gewesen, dass Galliano ein wenig Frieden in diese düstere Welt bringen. Tatsächlich war von den legendären Acid-Jazzern aus London 25 Jahre lang nichts zu hören gewesen. Anfang 2024 aber waren sie plötzlich wieder da und gingen mit einem neuem Album auf Tournee. Die kryptische Begründung von Bandleader Gallagher: «Schwer zu sagen, ob es eine Idee war oder einfach so passiert ist.» Der Neustart von Galliano ist wohl nicht wie bei manch anderer einstiger Kultband ein Revival aus finanziellen Gründen. Mastermind Gallagher (59) steht wie damals neben der sirenenhaften Sängerin Valerie Étienne und Ur-Drummer Crispin Taylor auf der Bühne. Begleitet wird das muntere Trio von wechselnden Kumpels voller Spielfreude. Zur Erinnerung: Galliano zählten zu jenen Bands, die Ende der 80er-Jahre Jazz auf andere Spielarten knallen liessen, im konkreten Fall auf Funk, Soul, Reggae und vor allem Rap. Gallaghers rasanter Sprechgesang wurde von Étiennes melodischer Hymnik eingelullt. Der Sound der Band war bei aller Experimentierfreude eingängig und sehr tanzbar. Galliano stiessen auf offene Ohren bei Gilles Peterson, dem damaligen Londoner Kult-DJ, Radiomacher und Produzenten, dessen Vater aus dem zürcherischen Thalwil stammte. Peterson brachte die Band auf seinem Label Talking Loud heraus, was einen Karrierekick sondergleichen bedeutete.

Coolness und politische Statements

Gallagher, Étienne und Co. trafen den Nerv der Zeit und landeten bald in den Charts. Dabei setzten sie nicht nur auf Coolness, sondern auch auf politische Aussagen. Mit ihrem Hit «Prince of Peace» erreichten sie die Friedensbewegung, «Skunk Funk» war ein Postulat für die Befreiung unterdrückter Völker. Und mit seiner Strickmütze zeigte sich Rob Gallagher auch gern als Umweltaktivist. Nach vier Alben löste sich die Band 1998 auf. Gallagher startete eine Solokarriere als Earl Zinger, Étienne schenkte ihre fantastische Stimme mehreren Bands und ist bis heute mit Jamiroquai unterwegs. Das aktuelle Revival soll keine Eintagsfliege bleiben. Seit dem Album von 2024 stellt die Band laufend neue Songs und Remixes online, die demnächst ein weiteres Album füllen sollen.Frank von Niederhäusern, kulturtipp
Der Beitrag erschien in der aktuellen Ausgabe des Kulturtipp. Mehr Infos und Abos auf gibt es kulturtipp.ch